GALERIE KUNSTBUERO

Ausstellungsansicht, Intersections #1, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
Ausstellungsansicht, Intersections #1, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber: "Motherhood. ethernal love", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber: "Motherhood. ethernal love", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber: "when we didn't meet", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
Ausstellungsansicht, Intersections #1, Bernadette Anzengruber: "when we didn't meet", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

Ausstellungsansicht, Intersections #1, Sanja Velickovic "Plasticface", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
Ausstellungsansicht, Intersections #1, Sanja Velickovic "Plasticface", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

usstellungsansicht, Intersections #1, Sanja Velickovic "Baba Rada im Wunderland", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
usstellungsansicht, Intersections #1, Sanja Velickovic "Baba Rada im Wunderland", Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

Ausstellungsansicht, Intersections #1, Videos Bernadette Anzengruber & Sanja Velickovic, Aussenansicht, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch
Ausstellungsansicht, Intersections #1, Videos Bernadette Anzengruber & Sanja Velickovic, Aussenansicht, Galerie Kunstbüro, 2018, Foto: Corinne Rusch

 

 

 

 

INTERSECTIONS #1
BERNADETTE ANZENGRUBER # SANJA VELICKOVIC
kuratiert von Antje Prisker


Die Ausstellungsreihe INTERSECTIONS untersucht Schnittstellen zwischen jeweils zwei künstlerischen Positionen, die sich aktuellen gesellschaftspolitischen Diskursen stellen. In der ersten Ausgabe der Serie eröffnen die multimedialen und performativen feministischen Arbeiten von Bernadette Anzengruber und Sanja Velickovic einen Dialog über weibliche Identitäten und Geschlechterrollen in Hinblick auf historische Ikonographien. Ausgehend von Videoarbeiten der Künstlerinnen – Bernadette Anzengrubers Just a meaning that you attribute to it und Sanja Velickovic’ Sambucus nigra – werden überzeichnete weibliche Rollenbilder ausgelotet, die ins Bedrohliche zu kippen scheinen, und Bruchstellen aufgezeigt, die künstlich geschaffene Gegenrealitäten in einer digital geprägten Welt zulassen.

Das narrative Universum von Bernadette Anzengrubers raumgreifender installativen Arbeit UNDONE kreist um sich im Wandel befindliche Beziehungs- und Kommunikationsmuster. Das inhaltliche Substrat findet seinen Ausgangspunkt in Rechnungsbelegen, die die Künstlerin auf Reisen nach London und New York gesammelt hat. Anzengruber deckt in der nüchternen Sprache des Konsums der Rechnungsbelege versteckte poetische Nachrichten auf und legt eine neue Realitätsebene frei, indem sie die Wortfolgen in Cut up-Technik neu arrangiert. So entsteht ein chronologisches Skript kurzer Nachrichten und Konversationen, das sich gleich einer musikalischen Notation mit Höhen und Tiefen durch den Ausstellungsraum zieht. Die Fotografien, Objekte, Schriftbilder und Performance-Anweisungen der Installation beziehen sich direkt und indirekt auf diese Narration der Rechnungsbelege der Serie when we didn’t meet in verschiedensten Materialien über Sehnsucht nach aufrichtiger Verbindlichkeit, Beziehungen und Vertrauen in einer digitalen Welt, in der selbst zwischenmenschlicher Austausch großteils über kapitalistisch geprägte Online Dating-Plattformen oder Soziale Medien erfolgt. Der Versuch der verschiedenen Protagonist_innen der Rechnungsbelege nicht nur über Nachrichten zu kommunizieren, sondern sich auch zu treffen oder körperlich anzunähern, scheitert in den meisten Fällen. Zudem schaffen soziale Erwartungen und hochglanzmagazintaugliche Scheinwelten in sozialen Medien Leistungsdruck sowohl für Mütter als auch für kinderlose Frauen, den Anzengruber in ihren fotografischen Arbeiten ironisch hinterfragt. In ihrer Serie Motherhood. ethernal love stellt Anzengruber, inszenierte Portraits mit einer „Reborn-Babypuppe“ nach. Diese lebensechten Puppen aus hautähnlichem Silikon und Echthaar, die Neugeborenen erschreckend ähneln, werden oft zu abgründigen Fetischen. Diese Abgründe lotet Anzengruber in ihrer Serie aus und verhandelt die Mutterrolle zwischen madonnenhafter Ikone und dem Baby als Modeaccessoire neu.

Sanja Velickovic’ Strategie führt hingegen in traumhafte Parallelwelten. In ihrer interaktiven Installation und Performance Candy Cotton im Schaulager lädt sie die Besucher_innen, ein, mit bereitgestellten Schutzanzügen in einen dunklen Raum, in dessen Mitte eine überdimensionale, rosa Zuckerwattewolken sprühende Maschine platziert ist, einzutreten. Die von der Künstlerin bediente Maschine verteilt ihr Produkt vorurteilsfrei und gleichartig, reagiert aber auf die individuelle Position und Statur des eingetretenen Körpers, um den es einen lähmenden skulpturalen Kokon spinnt. Mit ihrer poetischen Installation hinterfragt Sanja Velickovic gesellschaftliche Prozesse, Rituale und Konditionierungen zwischen süß verführerischer Ästhetik und bedrohlichem Übergriff. Bedrohlich ist auch ihr in Plastik gehülltes Portrait Plasticface, das abgründig zwischen Schutzfunktion und Ersticken oszilliert. In ihrer Serie Spiegelbilder hingegen untersucht Sanja Velickovic in ihren Handyfotos mit Spiegelfolie in der Tradition klassischer Portraitmalerei Selbstdarstellung und Eigenwahrnehmung in Sozialen Medien und lässt bewusst Unschärfen und technische Imperfektion zu. In ihrer Performance Baba Rada im Wunderland, die in filmsequenz-ähnlichen Fotografien skizziert wird, nimmt eine Person verschiedene Rollen in einer Komposition aus sich gegenseitig bedingenden Traumsequenzen und vom Glauben an Magie und mythischen Handlungen der serbischen Minderheit der Walachen inspirierten Ritualen ein. Dabei werden banale Situationen und Gegenstände symbolisch aufgeladen. So wird in dieser Sinnsuche im Alltäglichen ein Kaugummi zum dramatischen Spannungsmoment inszeniert, ein Warten und Hoffen während man vom Schlaf gelähmt auf der Stelle tritt.

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Bernadette Anzengruber hat bildende Kunst und Philosophie an der Akademie der bildenden Künste, Wien (AT), der University of Greenwich, London (GB) und der Kingston University, London (GB) studiert. Anzengruber agiert in den Medien Fotografie, Performance, Video, Objekt und Sprache/Text. Ihre Praxis ist an der Schnittstelle von bildender Kunst, Design und Philosophie angesiedelt. Von ihr aufgeworfene Fragestellungen kreisen um die Körperlichkeit von Sprache, Produkterotik und Intimität sowie damit verbundene Begehrens- und Machtstrukturen. Sie ist mit ihren Arbeiten national und international bei zahlreichen Ausstellungen, Performance- und Film-Festivals vertreten: Tanzquartier Wien (AT), MUSAC (ES), Museum der Moderne (AT), brut Wien (AT), Neuer Kunstverein Wien (AT), Kunstraum Niederösterreich (AT), LENTOS Kunstmuseum (AT), Salzburger Kunstverein (AT), Galerie Lisa Ruyter (AT), Tin Sheds Gallery (AU), Toynbee Studios (GB), Stephen Lawrence Gallery (GB), Diagonale (AT), identities (AT), FEMINA (BR), Nashville Film Festival (US), zinegoak (ES), Marfa Film Festival (US). Anzengruber wurde unter anderem mit dem Förderungspreis der Stadt Wien für Bildende Kunst, dem Theodor Körner Preis, dem Startstipendium für Medienkunst des BKA, dem Emanuel und Sofie Fohn Stipendium und dem Birgit­Jürgenssen­Preis ausgezeichnet.

www.bernadetteanzengruber.com

 

Sanja Velickovic hat Philosophie (Universität Niš, Serbien) und Transmediale Kunst (Universität für angewandte Kunst, Diplom 2017 bei Brigitte Kowanz) studiert. Seit Jahren ist sie künstlerisch freischaffend tätig und hat an Gruppenausstellungen und Performance-Veranstaltungen im In- und Ausland teilgenommen: PARALLEL VIENNA (AT), DaDaDa Academy/Athen und Wien (GR/AT), Kunstraum am Schauplatz (AT), Kunsthalle Project Space (AT). Ihre künstlerische Arbeit umfasst Performance, Video-Arbeiten, Fotografie, skulpturale Objekte und Installationen. Ihre künstlerische Praxis hat ihren Fokus auf Narrativen an der Schnittstelle von Psychologie und Soziologie und verhandelt gesellschaftliche Prozesse und Projektionen, Geschlechterrollen und
-darstellungen, Lebensentwürfe, Klischees und Absurdität im Alltäglichen.

https://www.youtube.com/user/misssanja333

 

 

Ausstellungsdauer: 6.6. bis 20.6.2018
Galerie kunstbuero
Schadekgasse 6-8, 1060 Wien
Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag von 15 bis 18 Uhr
und nach Vereinbarung +43 676 3877913

 

Ein Projekt der Wiener Art Foundation, mit freundlicher Unterstützung des Bundeskanzleramtes, Kunst und Kultur.

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