29/11/2019–18/01/2020
“If It Moves, It’s
Outmoded”?
kuratiert von Riccardo Lisi
mit: Brigham Baker, Christine Boillat, Ramon Feller, Bastien Gachet, Gysin+Vanetti, Luca Minotti, Elodie Pong, Elisa Storelli, Cassidy Toner und besonderer Auftritt von Harry Druzd (USA)
Vernissage: Donnerstag 28.11.2019, 19 Uhr
Am Donnerstag den 28.11. um 19h eröffnet im unabhängigen Projektraum Kunstraum am Schauplatz die Ausstellung „If It Moves, It´s Outmoded?“ mit dem Fokus auf neue Schweizer Kinetische Kunst.
Sie zeigt Arbeiten von neun zumeist jungen Schweizer Künstlern, unter Beteiligung eines amerikanischen Künstlers. Kurator der Ausstellung ist Riccardo Lisi, Leiter des Projektraums >La Rada< (Locarno) und Autor der von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung geförderten kuratorischen Forschungsarbeit gleichen Titels.
Der Titel der Ausstellung und Forschungsarbeit ist einem Vers aus >Angel of Yaw< (S.45) des amerikanischen Schriftstellers Ben Lerner entnommen:
“Wenn es von der Wand hängt, ist es Malerei. Wenn es sich am Boden befindet ist es Skulptur. Ist es sehr groß oder klein, ist es konzeptuell. Wenn es Teile der Wand, Teile des Bodens formt, ist es Architektur. Musst du ein Ticket kaufen, ist es modern.
Wenn du bereits herinnen bist und du zahlen musst um wieder heraus zu kommen, ist es umso moderner. Kannst du herinnen sein ohne zahlen zu müssen, ist es eine Falle.
Wenn es sich bewegt, ist es altmodisch. Musst du hinauf schauen, ist es religiös. Musst du hinunter schauen, ist es realistisch. Ist es verkauft worden, ist es nebensächlich. Wenn du es sehen willst und ein Metalldetektor passiert werden muss, ist es öffentlich."
Der Kurator stammt aus Italien, dem Land, in dem die Kinetische Kunst entstanden ist. In der Schweiz arbeitend, war Lisi begeistert davon, wie präsent die Kinetische Kunst in der Schweizer Kunstproduktion bis heute noch ist.
Dies steht vermutlich auch in Zusammenhang mit den verschiedenen kulturellen Charakteristiken der Schweizer Nation, wie es sich etwa im Multilingualismus widerspiegelt. In der Schweiz ist die Sprache nicht so bindend wie anderswo. Hier findet man das Überwinden von Sprachbarrieren sowie damit einhergehend die Verbreitung von visionären Ideen. So ersetzen die Metapher als auch die Ellipse oft die textuelle Beschreibung. Heuristik ersetzt die Geschichtsschreibung und die rationale „Sphere of téchne“ wird verwendet um ein nonrationales und phantasmologisches Resultat zu erzielen.
Jene Freiheit von der Starrheit des Verfassens eines Konzepts in einer singulären, tetragonalen Sprache, kann als ein begründendes Element eines gewichtigen Aspekts der Schweizer Kunst, und zwar seiner visionären Natur, verstanden werden. Hier scheint etwas anderes empor zu kommen, speziell in der zeitlichen Distanz der <bachlor machines< eines Tinguely und anderer Autoren.
Schweizweit sind viele Künstler versucht neuartige Typen an Kunstobjekten zu erschaffen und formale Bereiche neu auszuloten. Arbeiten die sich von puren expressiven Kategorien und Bereichen befreien. Ein Land, das schon seit dem Ende des 13. Jhdt. selbstbestimmt ist und heute einen sehr hohen Grad an Wohlstand erlangt hat, lässt uns das Neue, das Verschiedene, das Aufregende leichter vorstellen. Resultierend aus der Forschung, ifitmoves.ch, zeigt die Ausstellung sehr verschiedene Formen der Kinetischen Kunst, ein Begriff dem der Kurator eine breitere Bedeutung einräumen möchte. In so manchem Fall hat die Bewegung schon statt gefunden oder möglicherweise erst in der Zukunft.
Im Kunstraum am Schauplatz werden überraschende mechanische Arbeiten von Luca Menotti, die sich mit Feuer und Wärme in Bewegung setzen, als auch Klangskulpturen des Amerikaners Harry Drums und Elisa Storelli gezeigt.
Ein komplexer Mechanismus, fähig einen “Radiatorentanz” aufzuführen, ist inherent in Bastien Gachets Arbeit. Cassidy Toners kinetische Skulptur, ein Herz aus Fetzen fürchtend sich in einem Müllsack zu verstecken, ist speziell verspielt.
Ein besonders versierter Vertreter Kinetischer Kunst, Ramon Feller, der eigens für die Ausstellung Arbeiten angefertigt hat wird vertreten sein. Sein Studiokollege in Zürich, Brigham Baker, der Arbeiten erschafft die mit naturellen Elementen in Verbindung stehen, in dem Fall Staub und Insekten die an Fenstern einen Todeskampf austragen. Christine Boillats Arbeit ist einfallsreich und lyrisch, während die Arbeiten von Elodie Pong leicht und elegant wahrnehmbar sind.
Gysin&Vanetti, ein Tessiner Duo, die bereits zur Eröffnung des MUDA (Museum of digital Art in Zurich) reüssierten, verwenden beide elektromechanische und digitale Technologien mit einem grossartigen Sinn für Ironie.
Zur Vernissage wird es zwei Skulpturen in Betrieb zu sehen geben, von Luca Minotti und Harry Druzd - die über die Laufzeit der Ausstellung dann nurmehr als Videodokumentation zu sehen sein werden.
Das Ausstellungsprojekt wird von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, BKA und der Stadt Wien finanziell unterstützt.